Mikrofone, die still und heimlich in Haushaltselektronik eingebaut werden, um die Verwender zu belauschen? Davon hat man in jüngster Vergangenheit zwar immer wieder mal gehört – doch die Verfasser solcher Meldungen wurden nur allzu gerne als „Verschwörungstheoretiker“ abgestempelt. Nun aber sickerte heraus, dass in der Google-Alarmanlage Nest Secure tatsächlich ein solches Mikrofon verbaut wurde. Natürlich gänzlich ohne Absicht, wie das Unternehmen beteuert.
Nach Softwareupdate: Google gibt unfreiwillig einen Hinweis auf das verbaute Mikrofon
Mit Nest Secure hat der Online-Riese Google im Jahr 2017 eine neue Alarmanlage für Häuser und Wohnungen präsentiert, die nicht nur durch ein Höchstmaß an Innovation, sondern auch durch eine kinderleichte Bedienung zu beeindrucken weiß. Die dazugehörende Steuerungszentrale Nest Guard verfügt über einen integrierten Alarm, ein Tastenfeld und einen Bewegungssensor, wodurch es dem Besitzer ermöglicht wird, das System beim Verlassen des Hauses zu aktivieren und es bei der Rückkehr wieder auszuschalten.
Möglich ist dies wahlweise über einen einfachen Tastendruck, per App oder über ein Tag, welches einfach direkt an Nest Guard gehalten wird. So weit, so gut. Als Google nun jedoch im Februar 2019 verkündete, dass sich Nest Guard zukünftig auch via Sprachbefehl steuern lässt, sorgte dies für reichlich Zündstoff: Damit das kleine Gerät die ausgesprochenen Sprachbefehle seines Verwenders erkennen kann, muss schließlich auch ein Mikrofon in dem Empfangsteil eingebaut sein – und genau das hat Google seinen Käufern bislang verschwiegen.
Google bezeichnet fehlenden Hinweis auf verbautes Mikrofon als „Kommunikationsfehler“
Nachdem sich diverse Besitzer einer Nest Secure Alarmanlage bei Google meldeten und das Thema auch von der Presse aufgenommen wurde, sah sich Google offenbar dazu gezwungen, ein offizielles Statement abzugeben. Das Unternehmen bestätigte darin, dass man seiner hauseigenen Alarmanlage tatsächlich ein kleines Mikrofon spendiert habe, um zukünftig weitere Features nachrüsten zu können. Schön und gut – doch warum wurden weder die potentiellen Käufer, noch die Presse über dieses nicht unumstrittene Zusatz-Gadget informiert? Google redet hier von einem „Kommunikationsfehler“, da das Mikrofon durchaus in den Produktinformationen hätte aufgelistet werden müssen. Es wäre jedoch zu keinem Zeitpunkt die Absicht von Google gewesen, das Mikrofon geheim zu halten, zumal dieses – ebenfalls laut Aussage des Unternehmens – bei der Auslieferung ohnehin deaktiviert war.
Wer die nun neu verfügbare Sprachsteuerung nutzen möchte, muss das Mikrofon zuerst manuell in der App aktivieren. Eine Ausspähung der Privatsphäre, vor der sich viele Besitzer der Google Alarmanlage nun fürchten, hätte es in den vergangenen zwei Jahren demnach nie gegeben.
Mittlerweile hat Google auch die Produktbeschreibung auf der US-amerikanischen Nest Secure Homepage angepasst: im Absatz „Audio und Lichter“ wird der Kunde nun darüber informiert, dass in der Alarmanlage ein Mikrofon verbaut ist – diesen Hinweis suchte man in einer vorherigen Version der Homepage noch vergeblich. Wer sich trotz der fragwürdigen Informationspanne dazu entscheidet, den neuen Sprachassistenten zu nutzen, kann Nest Secure fortan übrigens u.a. fragen, ob er vor dem Verlassen des Hauses einen Regenschirm braucht. Alternativ könnte man zur Beantwortung dieser Frage aber auch einfach aus dem Fenster schauen.